„Weigere dich nicht, dem Bedürftigen Gutes zu tun, wenn deine Hand es vermag.“ Sprüche 3, 27   Der    Monatsspruch    enthält    eine    Mahnung,    die    es    in    die    biblische    Sammlung    der    Sprüche,    also    der Lebensweisheiten   Israels   geschafft   hat.   Eine   Ermahnung   zur   Gebefreudigkeit,   die   im   folgenden   Vers   noch   um die Aufforderung   erweitert   wird,   diejenigen,   die   um   Hilfe   bitten,   nicht   auf   den   nächsten Tag   zu   vertrösten,   wenn eine direkte Unterstützung möglich ist. Natürlich   hat   dieser   Bibelvers   die   harte   antike   Lebenswirklichkeit   vor Augen.   Wer   seinen   Lebensunterhalt   nicht durch Arbeit   verdienen   konnte,   der   war   auf   mildtätige   Hilfe   angewiesen.   Es   gab   weder   eine   Renten-   noch   eine Kranken-   noch   eine   Arbeitslosenversicherung.   Allenfalls   die   eigene   Familie   war   zu   Unterstützung   verpflichtet, aber wenn auch die ausfiel, dann war das Betteln die einzige Möglichkeit zum Überleben. Aus   diesem   Grund   sind   im   Alten   Testament   die   Witwen   und   Waisen   sowie   die   Fremden,   die   keine   Familien haben,   die   typischen   Vertreter   der   Armut.   Der   Gott   Israels   aber   erweist   sich   immer   wieder   als   der   Vater   und Anwalt   dieser   Witwen   und   Waisen   (z.B.   Psalm   68,6)   und   als   Beschützer   der   Fremden   (z.B.   Lev   19,33f).   Er   hat es   seinem   Volk   zur   Aufgabe   gemacht,   die   Rechte   der   Ärmsten   in   der   Gesellschaft   zu   schützen   und   sie   mit dem   zu   versorgen,   was   sie   zum   Leben   brauchen.   Und   daher   waren   Hartherzigkeit   und   die   Weigerung   zu helfen   ein   Widerspruch   zu   jeder   echten   Frömmigkeit.   Heute   haben   alle   von   Armut   betroffenen   Gruppen   im Sozialstaat einen Rechtsanspruch auf elementare Versorgung durch die Gemeinschaft der Steuerzahler. Und manche   leiten   daraus   ab,   sie   hätten   durch   ihre   Sozialversicherungsbeiträge   und   Steuerzahlungen   ihre   Pflicht zur   Hilfe   bereits   erfüllt.   Der   Monatsspruch   aber   fragt   nicht   danach,   wieviel   schon   gegeben   wurde,   sondern danach,   was   die   Hand   noch   vermag.   Wieviel   ist   noch   im   Portemonnaie?   Welche   Kraft   ist   noch   da?   Wieviel Zeit ist noch frei? Welche Kompetenzen habe ich? Das ist entscheidend. Wie   damals   kann   auch   heute   die   Gemeinschaft   nicht   alle   Lebensrisiken   abdecken.   Alleinerziehende   mit Kindern   sind   z.B.   in   Deutschland   die   am   stärksten   von   Armut   betroffene   Gruppe   und   das   wirkt   sich   auf   die Zukunfts-    und    Gesundheitschancen    dieser    Kinder    extrem    negativ    aus.    Welche    finanzielle    Unterstützung können   wir   ermöglichen,   welche   Zeit   ihnen   widmen,   um   sie   zu   entlasten?   Welche   Konzepte   wechselseitiger Unterstützung   können   wir   entwickeln   und   welchen   politischen   Druck   aufbauen,   damit   sie   mehr   Rechte   und eine bessere Versorgung erhalten? Oder   wir   nehmen   die   Not   der   Geflüchteten,   die   Überforderung   junger   Familien,   die   fehlende   therapeutische Versorgung   psychisch   Erkrankter,   die   Opfer   von   sexualisierter   Gewalt   oder   die   alleingelassenen Alten.   Die   Not der   Einzelnen   kann   auch   in   einer   reichen   Gesellschaft   groß   sein,   und   dann   braucht   es   diejenigen,   die   sich   mit dem,   was   sie   haben,   dem,   was   sie   wissen,   oder   dem,   was   sie   organisieren   können,   aktiv   werden.   Niemand kann   alle   Nöte   dieser   Welt   beheben. Aber   wenn   alle   Bürgerinnen   und   Bürger   an   den   Stellen,   an   denen   ihnen ein   konkreter   Hilfebedarf   persönlich   im   Leben   begegnet,   ihre   Hände   nicht   verschließen,   dann   wird   diese   Welt eine   bessere   Welt   sein.   Wenn   wir   an   der   einen   Stelle,   an   der   wir   besonders   kompetent   sind,   an   der   einen Stelle,   an   der   unsere   Hand   etwas   vermag,   uns   einsetzen,   dann   handeln   wir   im   Sinne   des   Gottes,   der   uns unser   Geld,   unsere   Zeit,   unsere   Kraft,   unser   Einfühlungsvermögen   und   unser   Wissen   vor   allem   deshalb gegeben hat, damit wir damit Gutes für die Bedürftigen bewirken können. Autor:   Prof. Dr. Ralf Dziew
115 Jahre Leben finden - Gemeinschaft erfahren
  „Weigere dich nicht, dem Bedürftigen Gutes zu tun, wenn deine Hand es vermag.“ Sprüche 3, 27   Der    Monatsspruch    enthält    eine    Mahnung,    die    es    in    die    biblische Sammlung   der   Sprüche,   also   der   Lebensweisheiten   Israels   geschafft hat.   Eine   Ermahnung   zur   Gebefreudigkeit,   die   im   folgenden   Vers   noch um   die Aufforderung   erweitert   wird,   diejenigen,   die   um   Hilfe   bitten,   nicht auf   den   nächsten   Tag   zu   vertrösten,   wenn   eine   direkte   Unterstützung möglich ist. Natürlich   hat   dieser   Bibelvers   die   harte   antike   Lebenswirklichkeit   vor Augen.    Wer    seinen    Lebensunterhalt    nicht    durch    Arbeit    verdienen konnte,   der   war   auf   mildtätige   Hilfe   angewiesen.   Es   gab   weder   eine Renten-    noch    eine    Kranken-    noch    eine    Arbeitslosenversicherung. Allenfalls   die   eigene   Familie   war   zu   Unterstützung   verpflichtet,   aber wenn   auch   die   ausfiel,   dann   war   das   Betteln   die   einzige   Möglichkeit zum Überleben. Aus   diesem   Grund   sind   im   Alten   Testament   die   Witwen   und   Waisen sowie   die   Fremden,   die   keine   Familien   haben,   die   typischen   Vertreter der Armut.   Der   Gott   Israels   aber   erweist   sich   immer   wieder   als   der   Vater und    Anwalt    dieser    Witwen    und    Waisen    (z.B.    Psalm    68,6)    und    als Beschützer   der   Fremden   (z.B.   Lev   19,33f).   Er   hat   es   seinem   Volk   zur Aufgabe    gemacht,    die    Rechte    der    Ärmsten    in    der    Gesellschaft    zu schützen   und   sie   mit   dem   zu   versorgen,   was   sie   zum   Leben   brauchen. Und    daher    waren    Hartherzigkeit    und    die    Weigerung    zu    helfen    ein Widerspruch   zu   jeder   echten   Frömmigkeit.   Heute   haben   alle   von   Armut betroffenen     Gruppen     im     Sozialstaat     einen     Rechtsanspruch     auf elementare Versorgung durch die Gemeinschaft der Steuerzahler. Und manche        leiten        daraus        ab,        sie        hätten        durch        ihre Sozialversicherungsbeiträge   und   Steuerzahlungen   ihre   Pflicht   zur   Hilfe bereits   erfüllt.   Der   Monatsspruch   aber   fragt   nicht   danach,   wieviel   schon gegeben   wurde,   sondern   danach,   was   die   Hand   noch   vermag.   Wieviel ist   noch   im   Portemonnaie?   Welche   Kraft   ist   noch   da?   Wieviel   Zeit   ist noch frei? Welche Kompetenzen habe ich? Das ist entscheidend. Wie   damals   kann   auch   heute   die   Gemeinschaft   nicht   alle   Lebensrisiken abdecken. Alleinerziehende   mit   Kindern   sind   z.B.   in   Deutschland   die   am stärksten    von   Armut    betroffene    Gruppe    und    das    wirkt    sich    auf    die Zukunfts-   und   Gesundheitschancen   dieser   Kinder   extrem   negativ   aus. Welche   finanzielle   Unterstützung   können   wir   ermöglichen,   welche   Zeit ihnen   widmen,   um   sie   zu   entlasten?   Welche   Konzepte   wechselseitiger Unterstützung   können   wir   entwickeln   und   welchen   politischen   Druck aufbauen,    damit    sie    mehr    Rechte    und    eine    bessere    Versorgung erhalten? Oder   wir   nehmen   die   Not   der   Geflüchteten,   die   Überforderung   junger Familien,   die   fehlende   therapeutische   Versorgung   psychisch   Erkrankter, die   Opfer   von   sexualisierter   Gewalt   oder   die   alleingelassenen Alten.   Die Not   der   Einzelnen   kann   auch   in   einer   reichen   Gesellschaft   groß   sein, und   dann   braucht   es   diejenigen,   die   sich   mit   dem,   was   sie   haben,   dem, was   sie   wissen,   oder   dem,   was   sie   organisieren   können,   aktiv   werden. Niemand    kann    alle    Nöte    dieser    Welt    beheben.    Aber    wenn    alle Bürgerinnen   und   Bürger   an   den   Stellen,   an   denen   ihnen   ein   konkreter Hilfebedarf     persönlich     im     Leben     begegnet,     ihre     Hände     nicht verschließen,   dann   wird   diese   Welt   eine   bessere   Welt   sein.   Wenn   wir   an der   einen   Stelle,   an   der   wir   besonders   kompetent   sind,   an   der   einen Stelle,   an   der   unsere   Hand   etwas   vermag,   uns   einsetzen,   dann   handeln wir   im   Sinne   des   Gottes,   der   uns   unser   Geld,   unsere   Zeit,   unsere   Kraft, unser    Einfühlungsvermögen    und    unser    Wissen    vor    allem    deshalb gegeben    hat,    damit    wir    damit    Gutes    für    die    Bedürftigen    bewirken können. Autor:   Prof. Dr. Ralf Dziew
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